ADHS, Autismus, Trauma, Dissoziation
ADHS, Autismus, Trauma und Dissoziation sind vier Begriffe, die inzwischen oft in Zusammenhang gebracht werden. Studien und klare wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesen Zusammenhängen sind allerdings rar. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen diesen Zuständen, aber auch deutliche Unterschiede. In der Diagnostik ist es wichtig nicht nur zu untersuchen inwieweit z.B. eine Autismusspektrumstörung vorliegt, sondern auch inwieweit andere Schwierigkeiten und Symptome vorhanden sind und sich eventuell gegenseitig beeinflussen. Insbesondere im Erwachsenenalter können sich Zusammenhänge zwischen den Symptomatiken plus dem Vermischen von Kompensationsstrategien sehr verwirrend darstellen.
Daher zunächst kurz einige grundlegende Informationen:
ADHS ist eine neurobiologische Störung, die durch Aufmerksamkeitsprobleme und/oder Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die sich durch Schwierigkeiten in der sozialen Wahrnehmung und Interaktion, der Kommunikation und dem Verhalten auszeichnet. Trauma ist ein Ereignis oder eine Erfahrung, die eine Person emotional belastet, eher außerhalb der normalen menschlichen Erfahrung liegt und langfristige Auswirkungen auf ihr Leben haben kann. Hierzu gehören Einzelereignisse, aber auch kumulierte Belastungen. Dissoziation ist ein Zustand, in dem eine Person sich von ihrer Umgebung oder ihren Emotionen trennt.
Es gibt viele Gemeinsamkeiten aber auch deutliche Unterschiede zwischen ADHS und Autismus. Beide Zustände betreffen die Art und Weise, wie das Gehirn Informationen verarbeitet. Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren und Informationen zu filtern. Soziale Schwierigkeiten entstehen hier zumeist aus Unaufmerksamkeit und Unkonzentriertheit in Gesprächen. Ein generelles Verständnis für soziale Prozesse ist allerdings vorhanden. AutistInnen haben demgegenüber zumeist Schwierigkeiten, soziale Signale zu verstehen und angemessen zu reagieren. Z.B. antworten sie häufig sehr direkt und ehrlich oder verstehen nicht, was gerade von ihnen erwartet wird.
Traumatische Erfahrungen können sowohl bei Menschen mit ADHS als auch bei Autismus auftreten. Trauma kann zu einer Verschlimmerung der Symptome führen und die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, mit Stress umzugehen. Menschen mit ADHS und Autismus können aber auch aufgrund ihrer Symptome einem höheren Risiko für traumatische Erfahrungen ausgesetzt sein. Diese können z.B. in kumulierten Erfahrungen liegen, nirgendwo richtig dazu zu gehören oder auch generell sozial abgelehnt zu werden. Geschieht dies schon in sehr jungen Jahren, dann kann es auch zu sogenannten Bindungsstörungen kommen, die die ganze Symptomatik im höheren Lebensalter insbesondere im Bereich sozialer Beziehungen verkomplizieren und verschlimmern können. Auch durch soziale Missverständnisse kann sich jemand unwissend in gefährliche Situationen bringen.
Bei Erwachsenen bedarf es einer genauen Analyse, um diese Prozesse auseinander zu halten und diagnostisch richtig einordnen zu können. Betroffene haben häufig schon ein Leben lang "so ein Gefühl", dass irgendetwas nicht stimmt oder sie generell anders sind als andere Menschen, können dies jedoch oft nicht konkret fassen oder beschreiben.
Dissoziation kann auch bei Menschen mit ADHS und Autismus auftreten. Dissoziation kann eine Möglichkeit sein, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen. Es kann auch eine Möglichkeit sein, mit Überstimulation umzugehen, die bei Menschen mit ADHS und Autismus häufig auftritt. Dissoziative Amnesie, maladaptives Tagträumen, Depersonalisation, Derealisation und im Extremfall eine dissoziative Identitätsstörung sind 5 Formen von möglichen Dissoziationen. Eine Unterscheidung zum "Melt-down" bei Autismus oder dem "Tagträumen" bei ADHS ist schwierig, aber wichtig, da eine Behandlung sehr unterschiedlich aussehen kann. Z.B. würde das "Tagträume" bei ADHS durch Stimulantientherapie verbessert werden, das dissoziative maladaptive Tagträumen allerdings nicht unbedingt.
ADHS Informationen
ADHS-Erklärungsmodell
https://aktive-psychotherapie.de/wp-content/uploads/2021/10/Zhukova-2021-ADHS-verstehen-Ein-neuropsychologisches-Erklaerungsmodell.pdf
ADHS Symptome Ursachen und Therapie Dr. med. Astrid Neuy-Lobkovicz
https://deref-web.de/mail/client/Pp3Kk1j8fag/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fyoutu.be%2FvYagBWFLE_M%3Fsi%3DA9BRixeqUmlJqJhv
Neue dänische Studie zeigt, bei ca. 63% aller zum ersten Mal in einer Psychiatrie aufgenommenen Erwachsenen ADHS Symptome.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165178122002384?via%3Dihub
Sehr kompakte und verständliche Übersicht: Was ist ADHS:
https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/das-solltest-du-ueber-adhs-wissen/
ADHS-Relevanz für die psychische Gesundheit
ADHS – Was Tun? Behandlung für Erwachsene | AD(H)S Erwachsene
"High-Performing" ADHS und (Über)Kompensation